Céline Fontanive
Seit Beginn meiner beruflichen Karriere bin ich fasziniert von der Frage nach wirkungsvoller Führung. In einer Big4 Organisation groß geworden, habe ich diesbezüglich selbst viele Momente der Wahrheit erlebt - gute wie auch weniger gute. Als Kommunikations-, Brand- und Marketing-Expertin stand ich in verschiedenen Rollen immer wieder vor der Aufgabe, hochkomplexe strategische Inhalte für die Menschen im Unternehmen erlebbar zu machen. Die Förderung der intrinsischen Motivation von Mitarbeitenden ist für mich der Schlüssel zu einem langfristigen Unternehmenserfolg. Ich habe ursprünglich Literatur- und Medienwissenschaften sowie Internationale Beziehungen studiert, bin Mutter von 3 Kindern und begeisterte Ironman Triathletin.
Ich versuche aktuell das Beste daraus zu machen. Zu Beginn des Lockdowns war ich bei einigen Unternehmen stark in die Krisenkommunikation involviert, wobei es mit drei kleinen Kindern zu Hause nicht immer ganz einfach war, ein Zeitfenster für konzentriertes Arbeiten zu finden. Mein Mann und ich haben uns gegenseitig in der Kinderbetreuung abgewechselt, so dass jeder auch seinen beruflichen Tätigkeiten nachgehen konnte. Andererseits haben wir die intensive Familienzeit aber auch genossen. Zudem habe ich einige neue Erfahrungen bezüglich virtueller Kommunikation gemacht, was ich sehr spannend fand.
Es gibt in der Tat sehr viele Anknüpfungspunkte. Für mich persönlich sind es insbesondere die Themen Willenskraft und die Methode F.A.C.E. the Challenge von Wladimir Klitschko, die ich mir immer wieder gerne vor Augen führe. Gerade jetzt geht es für viele Unternehmen darum, nicht aufzugeben und sich darauf zu fokussieren, wieder aufzustehen und weiterzukämpfen. Durch Agilität genauso wie durch Koordination und Ausdauer kann es gelingen, auch diese Krise zu überstehen. Andererseits sind aber auch andere Themen wie Krisenkommunikation, Change Management und die Thematik innovativer Geschäftsmodelle top aktuell. Dadurch, dass die Corona-Krise innerhalb kürzester Zeit zum Treiber der Digitalisierung wurde, entsteht in vielen Unternehmen ein neuer „Sense of Urgency“, sich zu verändern und bestehende Geschäftsmodelle noch stärker in Frage zu stellen. Es kommt eine Zeit des „sich neu Erfindens“ und hier sind Prof. Dr. Karolin Frankenbergers Inhalte zur Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen elementar.
Das war ein längerer Prozess. Als ich mit dem Lehrgang begann, war ich zwar bereits seit einiger Zeit in einer Phase der Neuorientierung, aber dass ich mich selbständig machen würde, hätte ich niemals gedacht. Ich denke ich hatte – nebst einem mich stark unterstützenden privaten Umfeld – das Glück, dass wir wirklich eine hervorragende Klasse waren und der Austausch mit meinen KollegInnen sowie die vertiefte Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten im Block Selbstmanagement haben mir geholfen, das nötige Selbstvertrauen zu gewinnen, um diesen Schritt letztlich zu wagen. Ich habe so viel positive Energie aus den Modulen gezogen und es hat mir unheimlich geholfen, mich kontinuierlich mit Menschen auszutauschen, die sich ebenfalls mit dem Thema Veränderung auseinandersetzen. Dazu kam eine starke Identifikation mit der Führungsphilosophie von Wolfgang Jenewein und dem parallel entwickelten Wunsch, etwas für die nächste Generation Führung zu tun. Ja und dann kam NextGen Leadership.
NextGen Leadership befasst sich mit Themen rund um die nächste Generation Führung mit Fokus auf Führungskommunikation und Führungsentwicklung in Transformationsprozessen. Im Zentrum steht die Beratung von Führungskräften, COOs, Internen Kommunikations- und HR Spezialisten, die bereit sind, Ihre Komfortzone zu verlassen, um für ihre Mitarbeitenden zum einzigartigen Arbeitgeber zu werden sowie sich auch persönlich weiterzuentwickeln. NextGen Leadership ist definitiv eine Herzensangelegenheit, die nicht nur auf vielen Jahren Big4 Erfahrung beruht, sondern auch auf einem Stück wiedergefundenem Idealismus, die Welt ein kleines bisschen zu verändern.
Ich sehe die Corona-Krise in der Tat als Katalysator für die digitale Transformation. Sie zwingt die Unternehmen, die sich bisher kritisch gegenüber dem Home Office verhalten haben, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen und viele machen dabei auch ungeahnt positive Erfahrungen (nachdem die technischen Hürden einmal überwunden sind). Doch ich denke, es wird in Zukunft bei aller Digitalisierung wieder viel stärker um die persönliche, zwischenmenschliche Beziehung gehen. Auch wenn die Möglichkeiten durch die sozialen Medien und eine sich ständig optimierende virtuelle Kommunikation beinahe unbegrenzt erscheinen, so ist ein persönliches „hier und jetzt“ Erlebnis mit Arbeitskollegen oder Kunden nicht zu ersetzen. Und trotzdem müssen sich die Unternehmen darauf einstellen, dass sie ihre Kundenbeziehungen im Zeitalter von Corona neu definieren. Dies wird insbesondere für diejenigen eine grosse Herausforderung werden, die sonst täglich mit ihren Kunden in persönlichem Kontakt stehen.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich für mich aus Prof. Dr. Wolfgang Jeneweins Ausführungen mitgenommen habe, ist, dass erfolgreiche Führung nie nur hierarchisch oder nur transformational sein kann, sondern dass es, je nach Situation, immer von beidem etwas braucht. „Wenn Du im Fussball in einem wichtigen Spiel 0:3 gegen einen Gegner in Rückstand bist, welchem Du theoretisch hoch überlegen sein müsstest, dann wird wohl kein Trainer in der Pause fragen ‚Hat der Schwarm noch eine Idee, wie wir uns besser aufstellen könnten?‘, sondern dann wird Tacheles geredet.“ Andererseits wird keine Mannschaft Weltmeister, einfach weil ihnen dies jemand als Ziel vorgibt. Weltmeister wird man nur über eine gemeinsame Vision und über ein gemeinsames Verständnis darüber, wie man diese Vision erreichen kann. Und so ist es auch in Unternehmen. Mit einer Vision „Wir machen nächstes Jahr 20 Milliarden mehr Umsatz“ gewinnt man die Herzen der Mitarbeitenden nicht. In diesem Zusammenhang hat uns Prof. Dr. Wolfgang Jenewein auch sehr deutlich vor Augen geführt, weshalb sehr viele Transformationsprozesse scheitern. Oft ist die Lücke zwischen jenen, welche die Transformation vorantreiben wollen, und jenen, welche sie ausführen sollen, viel zu gross. Ziele werden nicht gemeinsam erarbeitet, sondern top down „kommuniziert“ und es fehlt an einem gemeinsamen Verständnis dafür, wie man diese Ziele erreicht sowie an Empathie.
Für mich als Ironman Triathletin gibt es hier sehr viele verschiedene Anknüpfungspunkte. Alle Elemente von F.A.C.E. (Focus, Agility, Coordination, Endurance) kann ich sehr gut auf meine Wettkämpfe im Triathlon anwenden. Aber auch auf meinen Job oder wie eingangs erwähnt, auf die Corona-Krise. Was mich jedoch am meisten beeindruckt hat, sind Dr. Wladimir Klitschko’s Ausführungen zum Thema Willenskraft und zum Umgang mit der Angst. Er hat uns auf eindrückliche Weise erzählt, dass die Angst einen Kampf zu verlieren, ihn besser gemacht hat. Dabei zu lernen, wie man mit dieser Angst umgeht und sie positiv nutzt, hat mich sehr inspiriert.
Die Durchmischung der Teilnehmer vom letzten Jahr war ein absoluter Glücksfall. Der Studiengang hat so viele komplett verschiedene Menschen miteinander vereint und so viele neue Beziehungen ermöglicht, die auch heute noch rege gepflegt werden. Wir stehen immer noch regelmässig in Kontakt und ich profitiere persönlich sehr von diesem Netzwerk. Es ist wie eine ungeschriebene Regel, dass man sich gegenseitig hilft und unterstützt, auch weit über den Studiengang hinaus.
Einerseits war es sehr beruhigend zu sehen, dass viele Branchen am Ende mit denselben Problemen kämpfen (zum Beispiel wenn es um das Thema Führung, Transformation oder Innovation geht), aber diese unter Umständen sehr unterschiedlich angehen. Die verschiedenen Herangehensweisen haben mir viele neue Ideen gebracht, wie ich diese Probleme selbst behandeln könnte.
Da mein Unternehmen noch sehr jung ist, geht es mir im ersten Jahr sicher einmal darum, eine solide Kundenbasis aufzubauen und noch mehr Kontakte zu „Gleichgesinnten“ zu knüpfen. Gleichzeitig bin ich dabei, verschiedene neue Arbeitsformen für NextGen Leadership auszutesten und andererseits mein eigenes Ökosystem aufzubauen sowie mich allenfalls auch anderen interessanten Ökosystemen anzuschliessen. Ich denke die Art, wie wir in Zukunft zusammenarbeiten wird sich in den nächsten Jahren noch stark verändern und ich finde es sehr spannend, sozusagen selbst mitten in diesem Transformationsprozess zu sein.
Vielen Dank für das spannende Gespräch, Frau Fontanive!