Judith Meyer
Bei uns wurde schon immer sonntags am Frühstückstisch über Politik und Gesellschaft diskutiert. Das hat mich sehr geprägt. Daher habe ich Politikwissenschaften in Deutschland und den USA studiert und mich schon dort speziell mit nachhaltiger Entwicklung beschäftigt. Ich wollte allerdings nie in die Politik einsteigen, sondern vielmehr dort sein, wo umgesetzt wird. Dieses Bestreben zieht sich durch meine Vita und mündet schliesslich in der Gründung der Meyer:rei, meiner Firma für Nachhaltigkeitsberatung.
Ich empfinde das auch so. Wir kommen aus verschiedenen Kontexten, haben aber gemeinsam, dass wir offen, empathisch, neugierig und zukunftsorientiert sind. Für mich ist das die perfekte Mischung. Denn die positiven Effekte der Vielfalt kommen speziell durch diese Eigenschaften zum Tragen.
Nachhaltigkeit entwickelt sich zunehmend aus der Nische zu einer nicht mehr zu leugnenden Notwendigkeit und meine Beobachtung ist, dass diese Erkenntnis auch bei vielen Unternehmen angekommen ist. Die Bereitschaft aktiv die gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderung einzuläuten, um dieser Notwendigkeit Rechnung zu tragen, hat allerdings noch Potential. Das hat sicher viele Gründe und liegt nicht zuletzt an der Unübersichtlichkeit und Komplexität der Aufgabe. Um Unternehmen in diesem Prozess zu unterstützen und den Weg gemeinsam zu pfaden, habe ich mich im Sommer 2022 nebenberuflich selbstständig gemacht und berate seitdem KMU rund um das Thema Nachhaltigkeit in ihren Betrieben, Produkten und Lieferketten.
Mehr Pragmatismus und Mut. Weniger Perfektionismus und Empörung.
Es ist sicher hilfreich zu verstehen, dass Nachhaltigkeitsmanagement Risikomanagement ist – je länger, je mehr. Die Frage, wie die eigene Geschäftstätigkeit auf die Gesellschaft und die Umwelt wirkt und die Ableitung, ob diese Auswirkungen Risiken für den dauerhaften Bestand der Betriebstätigkeit haben, ist sehr aufschlussreich und legt unmittelbar den eigenen Handlungsbedarf offen. Wenn man sich mit dieser Frage ernsthaft und ehrlich auseinandersetzt, ist man schon auf einem guten Weg.
Wir erhoffen uns einen regen Austausch, neue Perspektiven und kreative Vorschläge zur Optimierung unserer Prozesse. Ich bin schon sehr neugierig auf die Gruppe, die unseren Case bearbeiten wird und bin gespannt, welche Ergebnisse präsentiert werden.
Ich denke, dass es wichtig ist eine gemeinsame Basis zu schaffen. Zusätzlich ist es immer hilfreich Tools vorzustellen, die die Komplexität des Themas reduzieren und den Einstieg in die Umsetzung erleichtern. Denn schlussendlich kann der Anspruch an Nachhaltigkeit nicht sein eine ausgiebige theoretische Debatte zu führen, sondern wirksame Massnahmen umzusetzen.
Mir ist in dem Modul bewusst geworden, wie zentral die Haltung der Unternehmensleitung für die Unternehmens- und Führungskultur ist. Denn jede Entscheidung ist Ausdruck einer bestimmten Haltung und die ist in der Regel nicht verhandelbar. Das ist auf der einen Seite natürlich positiv, birgt aber auch Konfliktpotential. Ich denke, dass sich in dem Bewusstsein der eigenen Haltung und der Auseinandersetzung mit der Haltungen Anderer viele Konflikte in Unternehmen erklären und lösen lassen. Mich persönlich hat die Auseinandersetzung mit meinen Werten und meiner Haltung beruflich weitergebracht. Ich profitiere von der Klarheit, die ich gewonnen habe.
Das waren für mich die intensivsten und aufschlussreichsten Momente mit dem nachhaltigsten Effekt im gesamten Studiengang.
Da in der ZWZ bereits zahlreiche nachhaltige Massnahmen umgesetzt sind, führt der nächste Schritt ins Sortiment und in die Lieferketten. Daher möchte ich 2023, gemeinsam mit meinem Team, nutzen, um die Grundlagen für eine nachhaltige Textilbeschaffung festzulegen, unser Sortiment zu analysieren und auf der Basis in den Dialog mit unseren Lieferanten zu treten.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke, Frau Meyer!