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Persönliches Info-Gespräch

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Viktor Käppeli


Alumni des Monats Januar 2024
Stv. Unternehmensleiter Mérat AG
Viktor Käppeli

Nach meiner Lehre als Metzger habe ich mich zuerst kaufmännisch weitergebildet bevor ich mich dann berufsbegleitend spezifisch Richtung Marketing & Verkauf an verschiedenen Schulen aus-und weitergebildet habe. Mein beruflicher Werdegang führte mich in der Fleischbranche von klassischen Metzgereien, über Grossverteiler bis in die Industrie. Nach Sprachaufenthalten und Reisen in England, Frankreich und Australien war ich auch 2 Jahre im Export tätig, bevor ich dann die Gelegenheit erhielt, eine private Metzgerei zu übernehmen und als Unternehmer tätig zu sein. Während dieser Zeit absolvierte ich auch noch die Weiterbildung zum Executive MBA.  Nach 15 Jahren habe ich mich dann entschieden, das Geschäft zu verkaufen und mit meiner Familie auf Reise zu gehen, bevor ich dann vor 4 Jahren bei der Firma Mérat zuerst als Leiter Verkauf & Marketing und dann zusätzlich als Stv. Unternehmensleiter wieder einstieg.

Frage 1: Hallo Herr Käppeli. Der Abschluss des Lehrgangs liegt nun bereits ein paar Monate zurück. Welche Gedanken kommen Ihnen, wenn Sie an die Zeit an der HSG zurückdenken?

Obwohl der Lehrgang relativ kurz war, war es eine unglaublich inspirierende und extrem lehrreiche Zeit. Auf der einen Seite waren es die hervorragenden Dozenten, die mich mit ihrem Praxisbezug und ihrem fachspezifischen Know-how überzeugt haben und auf der anderen Seite habe ich mindestens ebenso viel von den anderen Studienteilnehmern und Ihren Lebens- und Berufserfahrungen gelernt. Ich hätte nie gedacht, dass eine so heterogene Truppe innert kurzer Zeit auch menschlich so gut zusammen funktioniert. Ja, ich bin unheimlich froh, dass ich den Studiengang Change & Innovation Management absolviert habe. Es war für mich extrem bereichernd und prägte mich sowohl privat wie auch beruflich.

Frage 2: Im Rahmen der Abschlussfeier wurden Sie als Student-Speaker ausgewählt und sind mit Ihrer Rede vielen von uns prägend in Erinnerung geblieben. Können Sie uns etwas über Ihre Kommilitonen erzählen?

Wenn ich an meine Kommilitonen denke, zaubert mir das immer ein Lächeln ins Gesicht und ich bin sehr dankbar, dass ich all diese großartigen Menschen kennenlernen durfte. Die Zeit, während den Pausen oder am Abend für den persönlichen Austausch war immer viel zu kurz. Jeder und jede TeilnehmerIn wusste spannende Geschichten und Erfahrungen aus dem beruflichen Alltag bzw. aus dem Leben zu erzählen. Das Schönste ist, dass wir auch jetzt immer wieder in Kontakt sind und uns sowohl über berufliche Themen austauschen, wie auch privat ganz ungezwungen treffen können.

Frage 3: Welche Teile des Curriculums fanden Sie rückblickend besonders spannend?

Ich konnte aus jedem Modul wertvolle Erkenntnisse für mich herausnehmen aber Wolfgang Jenewein zum Thema Leadership und wie wir in der heutigen VUCA-World bestehen können, die FACE-Methode von Wladimir Klitschko und vor allem auch Rolf Schumann zum Thema Digitalisierung, bleiben mir nachhaltig in Erinnerung. Wie rasend schnell die Entwicklung in diesem Thema voranschreitet ist beeindruckend und ich verstehe auch, dass viele Menschen vor der Digitalisierung Angst haben. Da stehen uns grosse Herausforderungen bevor.

Frage 4: Sie sind seit über 20 Jahren im Lebensmittelbereich tätig. Wie haben sich die Anforderungen an Ihren Beruf in dieser Zeit verändert?

Wie so ziemlich in allen Berufsgruppen, haben sich auch die Ansprüche in der Lebensmittelbranche massiv verändert und erhöht. Immer schneller, höher und weiter gilt nicht nur im Sport, sondern auch bei den Anforderungen an die Lebensmittel. Foodtrends verändern sich viel schneller, Rückverfolgbarkeit, Allergien, Nachhaltigkeit, Zertifikate, alles Themen die vor 30 Jahren noch (fast) keine Rollen spielten. Wer sich nicht laufend weiterbildet und sich mit neuen Produktionsmethoden auseinandersetzt ist auch bei uns schnell weg vom Markt. Ob Bäcker, Fleischfachmann oder Koch, leider sind diese wunderbaren Berufe zurzeit nicht wirklich gefragt, dadurch fehlen uns viele Fachkräfte. Diese Lücken müssen wir wohl oder übel unter anderem mit mehr Automation kompensieren. Trotzdem brauchen wir aber auch in Zukunft Fachleute auf diesen Gebieten und es ist meiner Meinung unabdingbar, dass wir Berufe in der Lebensmittelbranche für die jungen Leute wieder attraktiver machen. Ich fühle mich auch nach so vielen Jahren immer noch sehr wohl in dieser Genusswelt. Es gibt doch nichts Schöneres als den Menschen mit köstlichen Lebensmittel Freude zu bereiten.

Frage 5: Die Mérat AG hat einst als Familienmetzgerei begonnen und zählt heute zu den wichtigsten Schweizer Gastro-Lieferanten. Können Sie uns etwas über diesen erfolgreichen Aufstieg des Unternehmens erzählen?

Mérat war über 60 Jahre ein regionaler Familienbetrieb. Mit der Übernahme 2004 durch die Micarna bzw. Migros Industrie begann die Expansion in die ganze Schweiz. Heute sind wir mit 8 regionalen Metzgereien in der ganzen Schweiz tätig und beliefern über 2500 Gastronomiebetriebe mit Fleischspezialitäten, Seafood und vegetarischen Produkten. Vom einfachen Gasthaus, über Personalrestaurants, Stadien bis zum fünf Sterne Hotel bedienen wir ein breites Spektrum von Kunden mit ganz verschiedenen Ansprüchen. Ich sehe vor allem vier Schlüsselfaktoren für unseren Erfolg. 1. Wir haben ein wirklich grossartiges Führungsteam und hochmotivierte Mitarbeiter. 2. Durch unsere dezentrale Struktur sind wir sehr nahe bei den Kunden und spüren Marktveränderungen frühzeitig. 3. Wir ermuntern unsere Mitarbeiter Verantwortung zu übernehmen und Entscheide zu fällen. 4. Dank der flachen Hierarchie und schlanken Organisation haben wir kurze Entscheidungswege, sind sehr agil und können deshalb auf sich verändernde Bedürfnisse schnell reagieren. Ich bin überzeugt, dass im heutigen Marktumfeld nicht mehr der Größere den Kleineren frisst, sondern der Schnellere den Langsameren.

Frage 6: Heutzutage werden von Konsumenten sehr viel öfter vegetarische- und vegane Produkte nachgefragt. Wie reagiert ihr Unternehmen auf diesen Trend?

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, da hatten wir längst nicht jeden Tagen Fleisch auf dem Tisch, deshalb glaube ich nicht einmal, dass die Nachfrage nach vegetarischen Produkten heute so viel grösser ist als früher. Der Fleischkonsum in der Schweiz ist ziemlich stabil und auch der Anteil der Vegetarier/Veganer ist in den letzten Jahren nicht explosionsartig gestiegen, sondern liegt bei rund 6%. Richtig ist, dass sich die Konsumenten wieder viel mehr Gedanken über ihre Ernährungsgewohnheiten machen, diese auch hinterfragen und die Medienpräsenz darüber auch viel grösser ist. Ich finde dies richtig und gut. Ob vegetarisch oder nicht, ist doch gar nicht relevant und soll jeder selbst für sich entscheiden, Hauptsache ausgewogen und gesund. Man ist, was man isst! Als Mérat tragen wir dieser Entwicklung natürlich Rechnung und bieten deshalb auch vegetarische und sogar vegane Produkte an.

Frage 7: Viele Verbraucher setzen heute verstärkt auf Regionalität und Produkte aus biologischem Anbau. Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit wir die Transformation hinzu einer nachhaltigen Landwirtschaft schaffen?

Ich bin überzeugt, es wäre gar nicht so schwierig diese Transformation zu machen. Leider bleibt es aber sowohl bei den Konsumenten wie auch in der Landwirtschaftspolitik vielfach bei Lippenbekenntnissen. Ich denke, dass unter anderem die aktuellen Anreize mit Subventionen und Direktzahlungen an die Landwirte überarbeitet werden müsste. Nachhaltige Landwirtschaft heisst nämlich sowohl verzichten wie auch mehr bezahlen. Leider sind die wenigsten Marktteilnehmer bereit, dies zu tun. Es wäre schön, wenn in diesem Bereich den Worten auch Taten folgen würden – Jeder einzelne Konsument ist hier für sich die bewegende Kraft!

Frage 8: Das Programm zeichnet sich durch einen starken praktischen Bezug aus und soll den Teilnehmern auf diese Weise möglichst viele Anknüpfungen zu Ihrem Berufsleben bieten. Wie war für Sie das Zusammenspiel zwischen Theorie und Praxis?

Das hat für mich sehr gut gepasst. Praktisch alle Dozenten hatten einen enorm grossen Praxisbezug und konnten die Theorie auch immer wieder mit praktischen Beispielen aus ihrem Berufsleben erläutern und so den Unterricht auflockern.

Frage 9: Was möchten Sie aufgrund der Erfahrungen im Studiengang in Ihrem Berufsleben verändern?

Ich durfte meine Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Lehrgang bereits unserem Leitungsteam vorstellen. In der Ausarbeitung unserer Strategie konnte ich bereits einige Ansätze einfliessen lassen. Persönlich versuche ich Wladimir Klitschkos F.A.C.E Methode sowohl im Geschäft wie auch privat einzusetzen.

Frage 10: Welche Ziele haben Sie sich für 2024 gesetzt?

Beruflich setze ich alles daran, dass wir in unserer Unternehmung sowohl unsere quantitativen wie auch qualitativen Ziele erreichen werden. Privat und persönlich 
ist es mir wichtig, genug Zeit mit meiner Familie und Freunden zu verbringen und nebenbei mir selbst auch Gutes zu tun.

Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Käppeli!

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