Emanuel Boetsch
In der IT bin ich eher zufällig gelandet – das ist nun über 30 Jahre her. Bis heute interessieren mich in dieser Branche nicht technische Details von Softwarelösungen, sondern wie aus Softwarelösungen unternehmerisch ein Wert geschaffen werden kann. Diese Frage treibt mich an. Als Projekt Manager habe ich mich schon früh mit Change-Themen auseinandergesetzt. Heute bin ich Business Transformation Architect und begleite in dieser Rolle Kunden bei Themen rund um Transformation & Change.
Ich bin froh, dass bis jetzt die meisten Menschen in meinem Umfeld gesund sind. Persönlich geht es mir gut. Ich musste aber in den letzten Monaten lernen, meinen beruflichen Alltag neu zu ordnen und Grenzen zu ziehen. Bei uns im Geschäft sind alle seit bald 9 Monaten im Home Office. Wir sind ans Home Office gewohnt – aber dass gar keine Besprechungen mehr physisch stattfanden, war auch für uns neu. Die Takt-Rate von digitalen Meetings hat während der Coronazeit enorm zugenommen. Ich schaltete nur noch von Video Call zu Video Call. Die Belastung war enorm und ich musste Räumen schaffen, die mir erlaubten, mich wieder zu fokussieren. Sowohl beruflich wie auch für die Familie.
Persönlich empfand ich die Studienzeit als eine hochgradig inspirierende Zeit. Der Austausch mit meinen Studienkolleginnen und -kollegen und die Impulse der tollen Referenten haben mich inspiriert und weitergebracht - sowohl in meiner persönlichen Entwicklung, wie auch in meinem beruflichen Denken und Handeln. Dafür bin ich dankbar.
Zwischen den Teilnehmenden fand während dem Studiengang ein reger Austausch statt. Dieser Austausch wurde aktiv und bewusst auf ganz unterschiedliche Weise gefördert. Für mich sind die verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen, die ich so mitnehmen und kennenlernen durfte, sehr wertvoll. Im Moment ist der Austausch wohl im Zuge von Corona weniger intensiv, ich bin aber überzeugt, dass sich das wieder ändern wird.
Besonders hängen geblieben sind mir die 4 I’s der transformationalen Führung. Also identifizierend sein, inspirieren, intellektuell stimulieren und individuell behandeln. Auch die „Why, How, What“ Perspektive begleitet mich immer wieder. Ich versuche bewusst, diese Werkzeuge, Denk- und Herangehensweisen regelmässig präsent zu haben und in unterschiedlichen Situationen anzuwenden.
Die meisten Impulse seitens der Referenten und Teilnehmenden haben bei mir eine Selbstreflektion ausgelöst. Im Sinne von wer bin ich, wer will ich sein, was möchte ich damit machen und vor allem auch, wie könnte mein Weg dahin aussehen. Diese Selbstreflektion wurde im letzten Modul “Selbstmanagement” nochmals stark angeregt. Am liebsten hätte ich oft gleichentags noch versucht, das eine oder andere sofort umzusetzen. Für mich waren die Impulse sehr wertvoll.
Die Beschleunigung der Digitalisierung ist offensichtlich. Man denke nur schon an die Vorgänge im Bildungsbereich, die Herausforderungen, die durch Remote-Arbeit gelöst werden mussten oder die Verlagerung von Vertriebskanälen in die Onlinewelt. Auch die Digitalisierung von Geschäftsmodellen hat einen noch höheren Stellenwert erhalten. Im täglichen Kontakt mit den Unternehmen habe ich aber nicht das Gefühl, dass wegen der Corona-Krise in Bezug auf die Digitalisierung wesentliche Veränderungen anstehen. Die Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht und verfolgen ihre Pläne konsequent weiter. Dabei geht es darum, die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern, allenfalls mittels Innovationen neue Fähigkeiten aufzubauen. Aber auch die Kosten zu senken und gleichzeitig anpassungsfähig und für die Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ich bin ein Anhänger von Co-Creation. Für mich ist der Blick von Aussen etwas sehr Wichtiges. So habe ich es als Chance betrachtet, dass die Teilnehmenden, die oft direkt nichts mit unseren Themenstellungen zu tun haben, unsere Fragestellungen aus ihrer Perspektive betrachten und etwas entwickeln, das uns allenfalls gar nicht in den Sinn gekommen wäre. Wenn man so will, ist das ein direktes Marktfeedback. Was gibt es Besseres?
Für uns ist seit jeher „Vertrauen“ ein Kulturelement, das wir fördern und fordern. Die aktuelle Pandemie hat uns auf diversen Ebenen bestätigt, wie sinnvoll und nachhaltig dies wirkt.
Einerseits in der Kundenbeziehung, wo Nähe und gegenseitiges Vertrauen schnelle Lösungen ermöglichte, die vorher kaum vorstellbar waren. Aber auch in Bezug auf unsere Mitarbeiter, die sofort mit der erhöhten Remote-Arbeit umgehen konnten. Der Faktor Nähe war gerade durch die räumliche Distanz und den verteilten Teams ein wichtiges Element, wo wir noch mehr Augenmerk daraufgelegt haben. Bei den Kunden, wie auch bei unseren Mitarbeitern.
Auch in unserem Geschäftsmodel sind persönliche Beziehungen und Kundennähe elementar. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Dies gilt für den Vertrieb genauso, wie auch in der Zusammenarbeit in den Projekten. Für diese Themenstellungen galt es zusammen mit unseren Kunden Lösungen zu finden. Gleichzeitig wollen wir unsere eigene Transformation weiter vorantreiben. Also der gleiche Spagat, wie ihn auch unsere Kunden haben. Von dem her würde ich nicht von „profitiert“ sprechen. Aber ja, wir spüren die Pandemie sicher noch nicht ausgeprägt.
Ich bin kein grosser Freund von konkreten Zielsetzungen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich zu konkrete Ziele bereits in einer kurzen Zeit immer wieder verändern - und das sollen sie auch, wie ich finde. Wir leben und arbeiten in einer schnelllebigen Zeit. Insofern ist mein Wunsch an mich, dass ich weiterhin offen bin für Veränderungen und dafür das Beste aus mir einbringen kann.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Boetsch!